Krypto: El Salvador droht Staatsbankrott – und kauft weiter Bitcoin
El Salvador setzt viel auf die Kryptowährung Bitcoin. Doch die Kurse haben sich zersetzt, es droht der Staatsbankrott. Und der Präsident kauft munter weiter.
Das Wichtigste in Kürze
- Bitcoin ist in El Salvador seit September 2021 eine offizielle Währung.
- Durch den Kursverlust hat die Regierung geschätzt 70 Millionen Dollar verloren.
- Analysten warnen vor einem Staatsbankrott. Der Präsident kauft derweil weiter Bitcoin.
Der 7. September 2021 ist ein historischer Tag für den Bitcoin. An jenem Tag stieg die Kryptowährung erstmals zur offiziellen Währung auf – zumindest in El Salvador. Die Träume von Präsident Nayib Bukele waren gross, das kleine zentralamerikanische Land wollte hoch hinaus.
Doch 2022 war kein gutes Jahr auf dem Kryptomarkt. Die Kurse kannten nur eine Richtung: abwärts. Und so sind die Bitcoin-Träume Bukeles geplatzt.
«Das Bitcoin-Experiment von El Salvador ist ein Debakel», titelte etwa die «Handelszeitung» im Mai. Bukele scheint sich aber nicht mehr von seinem Weg abbringen zu lassen.
Ökonomen warnen vor Staatsbankrott – Präsident kauft weiter Bitcoin
So twitterte der Präsident am Donnerstag: «Wir kaufen ab morgen jeden Tag einen Bitcoin.» Dabei waren erst letzte Woche die Kurse erneut zusammengebrochen. Die Kryptobörse FTX hatte Insolvenz angemeldet, Bitcoin, Ethereum und Co. mussten harte Kursabschläge einstecken.
Aber der Ansicht des Präsidenten nach sei FTX eben gerade das Gegenteil des Bitcoins. Manche verstünden es einfach noch nicht. Aber es bleibt dabei: Der Bitcoin hat mächtig an Kurs eingebüsst. Und damit schmilzt auch das Vermögen El Salvadors dahin, das mächtig in die Kryptowährung investierte.
Experten wie Ricardo Castaneda vom Zentralamerikanischen Institut für fiskalistische Studien (ICEFI) warnen laut «Handelsblatt» vor dem Staatsbankrott. Er rechnet damit, dass der Bitcoin in El Salvador seit der Einführung etwa 67 Prozent an Wert verloren hat.
Den Verlust für den Staatshaushalt schätzt Castaneda auf rund 70 Millionen Dollar. Viel Geld für El Salvador: «Das entspricht dem kompletten Budget des Landwirtschaftsministeriums», so Castaneda.
Im Januar muss El Salvador 667 Millionen Dollar an Schulden tilgen. Analysten-Einschätzungen zufolge droht laut dem «Handelsblatt» die Zahlungsunfähigkeit. Der Internationale Währungsfonds (IWF) will wegen der Bitcoin-Einführung ebenfalls nicht einspringen. Nur China zeige sich laut Vizepräsident Félix Ullona interessiert daran, die Schulden El Salvadors zu kaufen.
Kryptowährung Bitcoin wird kaum genutzt
Präsident Bukele ist aber nicht der einzige, der der Kryptowährung Bitcoin noch immer etwas Positives abgewinnen kann. So sagt etwa Gregor von Bergen vom Beratungsunternehmen Capco gegenüber dem «Handelsblatt»: «Viele Menschen in El Salvador haben keinen Zugang zum klassischen Bankensystem.» Den Bitcoin als Chance. Der Erfolg hänge aber davon ab, wie viele Menschen die Möglichkeit nutzen würden, merkt er an.
Und genau da liegt der Hund begraben. Vielen Bürgerinnen und Bürgern fehlt beispielsweise ein Internetzugang oder ein benötigtes Smartphone. Auch die 30 Dollar Startguthaben, um das Interesse anzukurbeln, scheinen ihre Wirkung verfehlt zu haben. Die Bilanz falle ernüchternd aus, urteilt das «Handelsblatt».
Die jüngsten Kursverluste infolge der FTX-Pleite bezeichnet Ökonom Castaneda als «Todesstoss» für den Bitcoin in El Salvador. Die Bevölkerung habe nun die Volatilität der Kryptowährung aus erster Hand erfahren.