Jill Nussbaumer (FDP ZG): «Zug ist ideal für Leuchtturmprojekte»

Thierry Ehrsam
Thierry Ehrsam

Region Zug,

Die FDP-Kantonsrätin Jill Nussbaumer will in den Nationalrat. Besonders der Zuger Unternehmergeist habe die Ex-Vizepräsidentin der Jungfreisinnigen geprägt.

Jill Nussbaumer FDP
Jill Nussbaumer, Nationalratskandidatin der FDP Zug. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Jill Nussbaumer tritt für die FDP Zug zur Wahl als Nationalrätin an.
  • Die Ex-Vizepräsidentin der Jungfreisinnigen ist seit 2022 Kantonsrätin.
  • Wichtig sind ihr der Wohn- und Lebensraum, Familie und Gesundheit sowie Nachhaltigkeit.

Die FDP Zug will mit Jill Nussbaumer (29) den verloren gegangen Sitz von 2019 zurückerobern. Nau.ch hat mit der Ex-Vizepräsidentin der Jungfreisinnigen Schweiz über ihre Kandidatur gesprochen.

Nau.ch: Welches sind Ihre politischen Schwerpunkte?

Jill Nussbaumer: Erstens «Wohn- und Lebensraum»: Um der grossen Nachfrage nach Wohnraum zu begegnen, müssen die Umnutzung von Büros zu Wohnungen vereinfacht, Baubewilligungen beschleunigt und Vorschriften modernisiert werden.

Zweitens «Familie und Gesundheit»: Die Beseitigung der steuerlichen Heiratsstrafe und eine gute berufliche Vorsorge bei Teilzeit sind mir ein Anliegen. Die gute Qualität des Gesundheitswesens muss für alle erhalten bleiben, jedoch mit kritischer Hinterfragung der Kosten.

Drittens «Nachhaltigkeit und Zukunft»: Für eine klimaneutrale Schweiz sind Innovation, Kostenwahrheit und Technologieoffenheit zentral. In der Vorsorge setze ich mich für zeitgemässe und generationengerechte Lösungen ein.

smartspider
Der Smartspider von Jill Nussbaumer. - Smartvote/Sotomo

Nau.ch: Wirtschaftsfreiheit ist Ihnen wichtig – um die Wirtschaft zu stärken, wollen Sie Vorschriften abbauen. Welche dieser Vorschriften sind Ihnen ein Dorn im Auge?

Nussbaumer: Die Liste von sinnlosen Verordnungen und Gesetzen ist leider zu lang. Ich nenne hier gerne ein paar Beispiele: Fast alle Unternehmen sind davon betroffen, dass die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze administrativen Aufwand verursachen. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer ist auch jedes Mal mit grossem Aufwand verbunden. Besser wäre ein konstanter Einheitssatz.

Ein anderes Beispiel: An einzelnen Orten dürfen zwar Hofläden ohne Personal ununterbrochen geöffnet sein, andere selbstbediente Läden müssen sich hingegen an die Öffnungszeiten halten. So wäre es laut Gesetz auch im Kanton Zug, jedoch wurde dies in der Vergangenheit nicht strikt ausgelegt.

Die Wirtschaftsfreiheit muss wieder mehr gelten. Private Medien konkurrieren mit dem Service Public, der Kiosk mit den Postfilialen. Zudem können Kitas kaum mit den Löhnen und Ferien von Betreuungspersonen in schulischen Tagesstrukturen mithalten oder Architekturbüros mit den Löhnen von Gemeinde-Stadtplanern.

Nau.ch: Wie gross ist Ihr Wahlkampfbudget?

Nussbaumer: 51'000 Franken.

Muss die «Heiratsstrafe» abgeschafft werden?

Nau.ch: Was wollen Sie für den Kanton Zug erreichen, sollten Sie in den Nationalrat gewählt werden?

Nussbaumer: Um das Wohnangebot zu verbessern, müssen Bauprojekte ermöglicht werden. Baubewilligungen müssen schnell gehen, Umnutzung von Büroräumen möglich und Verordnungen revidiert werden.

Familien müssen entlastet werden. Arbeit soll sich für alle lohnen. Die Steuerstrafe der Ehe gehört abgeschafft. Und nicht zuletzt soll auch die Erziehungsarbeit zu Hause honoriert werden, mit einem grosszügigen Eigenbetreuungsabzug.

Ausserdem bietet Zug eine hohe Lebensqualität und ist ideal für Leuchtturmprojekte, dies zeigte sich zum Beispiel im Crypto Valley. Dafür braucht unser Kanton einen grossen Handlungsspielraum, weshalb ich den Föderalismus stärken will.

Nau.ch: Was wollen Sie den Wählern und Wählerinnen sonst noch mitteilen?

Nussbaumer: Fortschritt und Visionen entstehen durch Spielräume, nicht durch Einschränkungen – deshalb bleibt es auch in Zukunft wichtig, der Freiheit Sorge zu tragen. Dafür werde ich mich auch künftig einsetzen.

Zur Person: Jill Nussbaumer (29) wohnt mit ihrer Verlobten in Cham. Beruflich arbeitet Nussbaumer im Compliance Management an der Schweizer Börse und amtiert im Zuger Kantonsrat. Bis im Frühjahr 2023 war sie Vizepräsidentin der Jungfreisinnigen Schweiz. Sie tritt als Kandidatin der FDP Zug bei den Nationalratswahlen 2023 an.

Kommentare

User #5019 (nicht angemeldet)

Demagogen und autoritäre Kräfte gibt es in der Geschichte demokratischer Parteien immer wieder. Wie erfolgreich und einflussreich diese Gruppierungen werden können, liegt auch daran, wie sehr sich demokratische Parteien dem entgegenstellen, wie klar die roten Linien sind, die gemeinsamen Anstrengungen, diese antidemokratischen Gruppierungen zu isolieren. Das funktioniert in Deutschland gerade immer schlechter, es verschiebt sich ganz klar etwas ins Autoritäre. Gleichzeitig kann aber eine Demokratie nicht nur durch Parteien, sondern auch durch ihre Bürger gestärkt werden. Ein Problem ist ein fehlendes gesellschaftliches Lernen im Umgang mit der extremen Rechten. Statt einer starken gesellschaftlichen Antwort auf den Rechtsextremismus finden so Verstärkungen statt, die ihm den Weg in die Gesellschaft bereiten. Das hat die FDP leider nicht begriffen und ist stattdessen mit der SVP Listenverbindungen eingegangen.

User #5604 (nicht angemeldet)

Zug ein Leuchtturm Projekt, echt jetzt, für wen denn genau? Expats - die Landessprache in Zug ist mittlerweile Englisch. Diese junge Dame, lebt in ihrem Traumschloss, fernab jeglicher Realität. Arbeit als Compliance Manager an der Börse, hat nicht gerade viel mit dem "normalen Lohnempfänger" gemein...

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