Coronavirus-Krise in Italien verschärft sich weiter
Das Wichtigste in Kürze
- Spahn am Dienstag bei Dringlichkeitssitzung in Rom .
Die Behörden gaben am Montagabend einen siebten Todesfall bekannt. Die Zahl der Infizierten stieg nach Angaben des Zivilschutzes auf mindestens 229. Italien ist binnen kurzer Zeit zum grössten Herd des Virus in Europa geworden. In Rom findet deshalb am Dienstag ein Krisentreffen statt.
Zu den Beratungen lud die italienische Regierung unter anderen die Gesundheitsminister der Nachbarländer ein. Teilnehmen wird auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Bei dem Treffen soll nach Angaben des Zivilschutzes über mögliche gemeinsame Massnahmen im Kampf gegen die Epidemie beraten werden.
Zuletzt starb in Italien ein 62-jähriger Mann aus dem Ort Castiglione d'Adda südlich von Mailand an der Coronavirus-Infektion. Laut Medienberichten soll er aber schon vor seiner Ansteckung an mehreren chronischen Krankheiten gelitten haben und auf Dialyse angewiesen gewesen sein.
Die meisten Infektionen in Italien wurden in der nördlichen Region Lombardei verzeichnet. Die italienischen Behörden haben drastische Massnahmen ergriffen. Elf Ortschaften - zehn in der Lombardei und eine in Venetien - wurden abgeriegelt. Der Karneval in Venedig wurde abgebrochen, viele Grossveranstaltungen abgesagt. Schulen und Universitäten in allen betroffenen Regionen bleiben vorerst geschlossen.
Auch werden wegen der Epidemie mehrere bevorstehende Spiele der ersten italienischen Fussball-Liga vor leeren Rängen ausgetragen. Laut Sportminister Vincenzo Spadafora billigte die Regierung den Ausschluss des Publikums aus den Stadien bei Spielen der Serie A in Norditalien. Auch die Europa-League-Partie zwischen Inter Mailand und dem bulgarischen Meister Ludogorez Rasgrad am Donnerstag wird zum «Geisterspiel», wie der italienische Club ankündigte.
In China stieg die offizielle Zahl der Toten bis Dienstag um weitere 71 Fälle auf 2663. Auch wurden in der Volksrepublik weitere 508 Infektionsfälle bestätigt, womit die amtliche Gesamtzahl der Ansteckungen auf rund 77.500 wuchs. Die offizielle Zahl der neu registrierten Infektionen war in China zwar höher als am Montag, lag aber deutlich unter dem Stand der vergangenen Woche. Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Epidemie in China bereits vor drei Wochen ihren Höhepunkt überschritten.
Allerdings hat sich die Krise zuletzt ausserhalb von China deutlich verschärft - mit insgesamt mehr als 2000 bestätigten Ansteckungsfällen und mindestens 30 Todesfällen in dutzenden Ländern. Grösster Herd des Erregers ausserhalb Chinas ist Südkorea. Dort stieg die Zahl der bestätigten Infektionsfälle bis Dienstag auf 893. Mindestens acht Menschen starben an dem Erreger.
Die meisten Infektionsfälle in Südkorea stehen mit der christlichen Sekte Shincheonji Church of Jesus aus der Millionenstadt Daegu in Verbindung. Eine 61-jährige Anhängerin der Sekte hatte nach Behördenangaben Virustests zunächst verweigert und war weiter zu Gottesdiensten gegangen. Als Folge konnte sich demnach der Erreger in der Stadt ausbreiten.
Sorge bereitet auch die Lage im Iran, wo die Zahl der Todesopfer nach offiziellen Angaben auf zwölf gestiegen ist. Laut den Behörden gab es aber nur 64 bestätigte Infektionsfälle im Land. Sollte es nicht eine hohe Dunkelziffer an Ansteckungen geben, wäre die Sterblichkeitsrate im Iran extrem hoch.