Durch auftauende Permafrostböden sollen bis zum Jahr 2100 etwa 100 Gigatonnen Kohlenstoff freigesetzt werden. Diese Zahl muss nun nach oben korrigiert werden.
Klimawandel
Wasserprobenentnahme am Eschelisbach im Thurgau. Die Pestizid-Belastung ist hier zeitweise so hoch, dass Fortpflanzung, Entwicklung und Gesundheit von Pflanzen, Tieren und Mikroben gefährdet sind. (Symbolbild) - sda - Eawag/Esther Michel

Das Wichtigste in Kürze

  • Bis 2100 sollen durch Permafrostböden 100 Gigatonnen Kohlenstoff freigesetzt werden.
  • Nun korrigiert ein Forscherteam diese Zahl deutlich nach oben.
  • Wegen des sogenannten «Priming-Effekt» kommen weitere 40 Gigatonnen Kohlenstoff dazu.
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Durch auftauende Permafrostböden sollen bis zum Jahr 2100 etwa 100 Gigatonnen Kohlenstoff freigesetzt werden. Ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung korrigiert nun im Fachjournal «Nature Geoscience» diese Zahl deutlich nach oben. Denn im aufgetauten Boden wurzelnde Pflanzen fütterten quasi die Bodenmikroben.

Dadurch würden Abbauprozesse beschleunigt und mehr Treibhausgase freigesetzt. Im Permafrostboden ist gemäss den Angaben der Forscher mehr Kohlenstoff gespeichert als in allen Pflanzen und der Atmosphäre zusammen.

Permafrostboden
Wissenschaftler sammeln in einer Höhle in Sibirien Daten zum Permafrost. - dpa

Im Sommer taut eine dünne Schicht dieser Böden auf und Mikroorganismen können Humus abbauen. Dadurch werden Treibhausgase - wie Kohlendioxid und Methan - freigesetzt, die in die Atmosphäre gelangen. Durch den Klimawandel beschleunigt sich dieser Prozess und damit steigen auch die Treibhausgasemissionen.

«Priming-Effekt» führt zu zusätzlichen 40 Gigatonnen Kohlenstoff

Verschärft wird dieses Problem durch den schon lange bekannten sogenannten «Priming-Effekt». Dieser Effekt wird durch Pflanzen verursacht, die im aufgetauten Boden wurzeln. Dabei geben sie Kohlenstoff etwa in Form von Zuckern an Mikroorganismen im Boden ab, die dadurch mehr Humus zersetzen können.

Die Wissenschaftler haben Informationen über die mikrobiellen Aktivitäten und Wurzelverteilungen mit Daten zu Kohlenstoffkonzentrationen im Boden kombiniert. «Das hat uns letztlich erlaubt, die Auswirkungen des »Priming-Effekts« auf die Treibhausgas-Emissionen zu berechnen.» Dies sagt Andreas Richter vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaften der Universität Wien in einer Mitteilung.

Es zeigte sich, dass der «Priming-Effekt» die Atmungsaktivität der Mikroorganismen im Boden um etwa zwölf Prozent erhöht. Bis zum Jahr 2100 werden dadurch zusätzlich etwa 40 Gigatonnen Kohlenstoff aus dem auftauenden Permafrost in die Atmosphäre entweichen können. Das entspricht etwa einem Viertel des verbleibenden «Kohlenstoff-Budgets», um die Erde nicht mehr als 1,5 Grad zu erwärmen. «Wir Menschen haben also noch weniger Spielraum als gedacht», sagte Richter.

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