Ukraine-Krieg: Berner müssen bei Einwohner-Amt 45 Minuten warten
Bei den Einwohnerdiensten der Stadt Bern gibt es derzeit lange Wartezeiten. Ein Grund ist der Ukraine-Krieg.
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Das Wichtigste in Kürze
- Der Ukraine-Krieg führt beim Einwohner-Amt der Stadt Bern zu langen Wartezeiten.
- Eine Nau.ch-Reporterin musste 45 Minuten anstehen für eine Sache, die zwei Minuten dauert.
- Eine Ukrainerin wirkte völlig verloren – sie glaubte wohl, man habe sie vergessen.
Eine Nau.ch-Reporterin braucht nur einen Stempel von der Einwohnerkontrolle der Stadt Bern. Eine kurze Sache – eigentlich. Doch dazu müsste sie zuerst an die Reihe kommen.
Obwohl nur eine Handvoll Menschen im Wartebereich sitzen, muss die Reporterin ganze 45 Minuten warten, bis eine Beamtin frei wird. «Die Stimmung war etwas angespannt. Zwei Frauen jubelten gar demonstrativ laut auf, als sie endlich an die Reihe kamen», berichtet die Reporterin.
«Neben mir sass eine Frau, wohl eine Ukrainerin, die auch lange wartete. Sie wusste nicht, was los war, weil sie kein Deutsch konnte – sie dachte wohl, sie sei vergessen gegangen.» Immer wieder habe sie auf Russisch oder Ukrainisch versucht, von den anderen Wartenden eine Auskunft zu bekommen. «Sie wirkte verloren.»
«Ich habe mich auch gefragt, warum ich fast einen halben Morgen investieren muss, um ein Dokument abstempeln zu lassen.» Als sie dann endlich bedient wird, dauert der Stempel keine zwei Minuten.
Ukraine-Krieg als Grund für lange Wartezeiten
Dass man sich bei der Einwohnerkontrolle der Stadt Bern immer wieder gedulden muss, bestätigt eine Anfrage von Nau.ch. «Aufgrund eines sehr hohen Kundenaufkommens verzeichnen wir aktuell längere Wartezeiten», heisst es.
Die Gründe dafür: Der Ukraine-Krieg, der Beginn des Herbstsemesters an Hochschulen und der Monatsanfang, zu dem es viele Umzüge gibt. An dem Tag, an dem die Reporterin dort war, «betrug die durchschnittliche Wartezeit 25 Minuten und 39 Sekunden.»
Normalerweise müsse man aber weniger lange anstehen: «Die durchschnittliche Wartezeit im Jahr 2022 betrug 12.59 Minuten.»
Walliser Amt muss wegen Ansturm schliessen
In Bern seien verschiedene Massnahmen geplant, um die Wartezeit zu verkürzen. Nur: «Leider stehen uns hier – aus datenschutzrechtlichen Gründen – die Möglichkeiten nur beschränkt zur Verfügung.»
Die Stadt ist mit dem Problem nicht allein – auch andere Behörden haben mit einem grossen Kundenaufkommen zu kämpfen.
Das Walliser Amt für «Aufenthalt und Niederlassung» der Dienststelle für Bevölkerung und Migration musste zuletzt gar schliessen. Während zwei Wochen nimmt es keine Anliegen mehr entgegen, um bestehende Dossiers abarbeiten zu können.