In der Sendung «Kuppelkids» von SRF helfen Kinder ihren alleinerziehenden Eltern bei der Partnersuche. Die SRG-Ombudsstelle findet das Format «fragwürdig».
Kuppelkids SRF
Bei «SRF Kuppelkids» unterstützen Kinder ihre Eltern bei der Suche nach einem neuen Liebesglück. - Screenshot

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Zuschauerin beschwert sich über die SRF-Sendung «Kuppelkids».
  • Der Sender selbst verteidigt das Format und wies die Vorwürfe zurück.
  • Die SRG-Ombudsstelle übt nun jedoch scharfe Kritik.
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Erst vor Kurzem veröffentlichte SRF neue Folgen der Sendung «Kuppelkids». Eine Zuschauerin zeigt sich empört über das Format. Nun übt auch die SRG-Ombudsstelle scharfe Kritik.

«Kinder auf Partnersuche: Vier Elternteile wagen in der neuen Reihe ‹Kuppelkids› das Experiment und legen ihr Liebesglück in die Hände ihrer Kinder. Mit ihrem unverstellten Blick wollen die Kinder versuchen, ihren alleinerziehenden Eltern einen neuen Partner oder eine neue Partnerin zu finden.»

So beschreibt SRF seine umstrittene Sendung. Und so funktioniert es: Die Kids erstellen für ihre Single-Mütter oder -Väter ein Onlinedating-Profil. Danach wählen sie drei Kandidaten für ein persönliches Treffen aus. Einer von ihnen darf dann auf ein Date mit der Mutter oder dem Vater.

Zuschauerin beanstandet emotionalen Missbrauch

Eine Zuschauerin reichte wegen der Sendung bei der SRG-Ombudsstelle daraufhin eine Beanstandung ein. Ihr Vorwurf? Die Verharmlosung von Parentifizierung. Unter Parentifizierung versteht man eine Art Rollenumkehr zwischen Eltern und Kind, wobei die Eltern dem Kind eine überfordernde Elternrolle zuweisen.

Kuppelkids
Die Kinder erstellen ein Datingprofil für ihre Single-Mutter. Anschliessend wählen sie drei Männer für ein Treffen aus. - SRF Screenhot

«Die Kinder und Jugendlichen möchten verhindern, dass Mama oder Papa sich einsam fühlen, und machen bereitwillig mit. Damit übernehmen sie eine Aufgabe, die weder ihrem Alter noch ihrem aktuellen Platz im Leben entspricht», lautet die Kritik.

Es sei ein emotionaler Missbrauch und damit eine Form von Gewalt. Dadurch werde das Kindeswohl gefährdet.

SRF verteidigt Format «Kuppelkids»

SRF sieht das aber anders – und verteidigt das Format in einer Stellungnahme. «Bei ‹SRF Kuppelkids› suchen Kinder und Jugendliche für ihre Eltern neue Partner. Dies kann auf den ersten Blick als Rollenumkehr im Sinn der Parentifizierung betrachtet werden. Allerdings ist dies eine kurze und transparente Rollenumkehr, welche stets begleitet von erwachsenen Vertrauenspersonen erfolgt.»

Es sei eine Tatsache, dass viele alleinerziehende Elternteile Probleme haben, einen neuen Partner oder eine neue Partnerin zu finden. Das Format «Kuppelkids» zeige dies auf eine spielerische und unterhaltsame Art.

Hast du die SRF-Sendung «Kuppelkids» geschaut?

Abschliessend hält der Sender fest: «Die Thematik ist gesellschaftlich relevant und von hohem Publikumsinteresse. Eine Inszenierung der Parentifizierung findet nicht statt.» Das Format entspreche auch vollumfänglich den publizistischen Leitlinien von SRF.

Sendung verstösst gegen Jugendschutz

Die Ombudsstelle der SRG hingegen erachtet das gewählte Sendeformat sehr wohl als problematisch. Eine für Kinder oft heikle und anspruchsvolle Situation werde so zu einem Spiel umfunktioniert. Und die oft schwierigen emotionalen Fragestellungen würden weitgehend ausgeblendet. «Schon deshalb erachtet die Ombudsstelle die Sendung als fragwürdig.»

SRF Kuppelkids
«SRF Kuppelkids»: Erst treffen sich die Kinder mit den drei Auserwählten. Nur einer darf dann aufs Date mit der Mutter. - SRF Screenshot

Die Sendereihe erwecke den Eindruck der Sorglosigkeit und lasse die dem Thema angepasste Ernsthaftigkeit völlig vermissen. «Zumal in einem der ‹Kuppelfälle› auch ein Kind von erst sieben Jahren in der Rolle als ‹Kuppelkid› mitwirkt.»

Die Ombudsstelle kommt zum Schluss: Die Unterhaltungssendung hat das Potenzial, die geistig-sittliche und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu gefährden. Zudem verstösst SRF mit dem Format gegen den Jugendschutz gemäss Artikel 5 des Radio- und Fernsehgesetzes. Dieser schreibt vor, «dass Minderjährige nicht mit Sendungen konfrontiert werden, welche ihre körperliche, geistig-seelische, sittliche oder soziale Entwicklung gefährden».

Weitere Folgen von «Kuppelkids» wird es keine mehr geben. Als Grund dafür nannte SRF auch die unbefriedigenden Einschaltquoten.

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