Seit 1920 finden durch die Internationale Eishockey-Föderation (IIHF) veranstaltete Eishockey Weltmeisterschaften statt. Die ersten drei Austragungen wurden im Rahmen der Olympischen Spiele (1920 Sommerspiel, 1924 und 1928 Winterspiele) durchgeführt.
Seit 1930 wird die Eishockey WM nun jährlich ausgetragen. Die einzige Ausnahme bildet dabei die Unterbrechung zwischen 1940 und 1946 aufgrund des Zweiten Weltkrieges.
Zwischen 1932 bis 1968 zählte allerdings weiterhin das alle vier Jahre stattfindende Hockey-Turnier der Olympischen Winterspiele als WM. Seit 1972 findet nun aber auch in den Olympiajahren, ausser 1980,1984 und 1988, eine eigene Weltmeisterschaft statt.
Die Top-Nationen kämpfen an der eigentlichen Eishockey WM um den Titel. Die schwächeren Länder spielen in den Divisionen I bis IV und kämpfen dort um den Auf- und Abstieg.
Zeit bis zum zweiten Weltkrieg
Der 1908 gegründete internationale Eishockeyverband LIHG (heute IIHF) bestand zuerst nur aus europäischen Mannschaften. Während der ersten Eishockey WM, anlässlich der Olympischen Spiele 1920, traten dann auch Kanada und die USA dem Verband bei. Dabei konnte sich Kanada, welches als Vereinsmannschaft antrat zum ersten Weltmeister krönen.
1930 wurde schliesslich die erste eigenständige Eishockey WM ausgetragen. Das Turnier wurde im «Herausforderer-Modus» gespielt: Titelverteidiger Kanada war für das Final gesetzt, die restlichen Länder machten den Gegner unter sich aus.
Die Dominanz der «Ahornblätter» war vor dem zweiten Weltkrieg erdrückend. Zwischen 1920 und 1939 wurde Kanada elf Mal Weltmeister. Nur die Austragungen 1933 (Weltmeister USA) und 1936 (Weltmeister Grossbritannien) konnten nicht gewonnen werden.
Nach der Zwangspause durch den Zweiten Weltkrieg änderten sich die Kräfteverhältnisse etwas. 1947 und 1949 wurde die damalige Tschechoslowakei, 1953 erstmals Schweden Weltmeister.
Allerdings waren die Turniere kurz nach dem Krieg von teilweise enorm hohen Ergebnissen geprägt. So gewann beispielsweise Kanada an der WM 1949 gegen Dänemark gleich mit 47:0. Dies ist bis heute das höchste Resultat an einer Eishockey WM.
Deshalb wurde ab 1951 das Teilnehmerfeld leistungsmässig geteilt – der Vorgänger der späteren B-Weltmeisterschaft, heute Division I, war geboren.
1952 trat die Sowjetunion dem LIHG bei und holte schon 1954 ihren ersten Titel.
Der inzwischen zur IIHF umbenannte Verband beschloss auf die WM 1961, unterschiedliche Meisterschaftsklassen mit Auf- und Abstieg zu bilden. Dies weil immer mehr Mannschaften am WM-Turnier teilnehmen wollten. Von nun an wurden A-, B- und C-Weltmeisterschaften ausgetragen.
Sowjetische Dominanz an Eishockey WM
1964 trat Kanada erstmals nicht mehr mit einer Clubmannschaft, sondern mit einem «richtigen» Nationalteam an der WM an. Da allerdings weiterhin keine Profis spielberechtigt waren, konnten die Nordamerikaner nicht mehr mit den europäischen Top-Nationen mithalten.
Die Spieler aus Europa zählten hingegen nicht als professionelle Hockeyspieler. Dies obwohl insbesondere die osteuropäischen Staatsamateure faktisch für das Eishockeyspielen bezahlt wurden. So konnte die Sowjetunion von 1963 bis 1971 neun Weltmeistertitel in Folge feiern.
Kanada versuchte dieser Dominanz entgegenzuwirken und erzwang, dass jedes Land mit neun Profis auflaufen durfte. Allerdings krebste die IIHF schon 1970 unter dem Druck des Internationalen Olympischen Komitees zurück. Denn das IOC drohte mit einer Aberkennung des Olympischen Status, sollten an einer WM Profis gegen Amateure spielen. Kanada boykottierte daraufhin bis 1976 die Eishockey Weltmeisterschaften.
So waren von nun an Schweden und die Tschechoslowakei die ärgsten Konkurrenten der Sowjets. Allerdings gelang es, bis zum Zerfall der Sowjetunion 1991, der Tschechoslowakei nur 1972, 1976, 1977 und 1985 Weltmeister zu werden. 1987 konnte zudem noch Schweden die Sowjets vom Weltmeisterthron stossen.
Wie beeindruckend die Dominanz der Sowjetunion war, zeigt ein Blick in die Statistik. Zwischen 1978 und 1985 gewann die sowjetische Mannschaft an Weltmeisterschaften sagenhafte 45 Spiele in Folge.
Die Eishockey WM 1972 war die erste eigenständige Austragung in einem Olympiajahr. Und sorgte dafür, dass das Olympische Hockey-Turniere von nun an nicht mehr als Weltmeisterschaft zählte.
Ab 1975 begann sich das Verhältnis zwischen der IIHF und dem kanadischen Eishockeyverband zu verbessern. Dies vor allem aus dem Grund, weil ab 1976 uneingeschränkt Profis an der WM zugelassen waren. Ab 1977 wurde die Austragung zudem zeitlich nach hinten verschoben. So konnten Spieler von NHL-Teams an der Eishockey WM teilnehmen, welche die Playoffs verpassten.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion
Schon kurz vor dem Zerfall der Sowjetunion begann sich die Dynamik im internationalen Eishockey massiv zu verändern. Viele sowjetische Spieler wanderten in die NHL ab. So konnte auch die Sowjetunion die Weltmeisterschaften nicht mehr in Bestbesetzung in Angriff nehmen.
Nach dem Zerfall nahm ab 1992 Russland den Platz der Sowjetunion ein. Das gleiche galt für die Tschechoslowakei, die ab 1993 als Tschechien an der WM teilnahm.
Die Vergabe der Weltmeistertitel gestaltete sich von nun an deutlich ausgeglichener. Zwischen 1992 und 1996 gewannen fünf unterschiedliche Nationen den Titel. Nach Schweden 1992 waren dies Russland, Kanada, Finnland und Tschechien.
Zusammen mit den USA werden diese Länder bis heute als «Big Six» des Eishockeys bezeichnet. Diese Nationen machen seitdem mit wenigen Ausnahmen die Medaillen an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen unter sich aus.
Interesse an Eishockey WM steigt
In den Folgejahren stieg die Zahl der teilnehmenden Nationen weiter an. Dies weil vor allem ehemalige Sowjetrepubliken (Kasachstan, Lettland oder Weissrussland) aufkamen.
Deshalb nehmen seit 1998 16 Nationen an der A-Weltmeisterschaft teil. Dabei ist jeweils einen Platz für den Gastgeber reserviert. So gab die IIHF den aus Sponsorensicht wichtigen Nationen wie Deutschland, Frankreich oder Norwegen bessere Chancen auf einen WM-Platz.
Nach der Jahrtausendwende
Mit den USA, Kanada, Finnland, Schweden, Russland und Tschechien war an den «Big Six» auch nach der Jahrtausendwende kein vorbeikommen. Nur der Schweiz und der Slowakei gelang es an vereinzelten Weltmeisterschaften in die Top-3 vorzustossen.
Die Eidgenossen holten an der WM 2013 und 2018 die Silbermedaille. Die Slowakei wurde 2002 Weltmeister, 2000 und 2012 Zweiter sowie 2003 Dritter.
2006 sorgte Schweden für ein Novum. «Tre Kronor» gewann als bisher einzige Nation im selben Jahr an der WM und an Olympia Gold.
2010 fand das WM-Eröffnungsspiel in der Veltins-Arena, dem Fussballstadion von Schalke 04, vor 77'803 Zuschauern statt. Dies ist bis heute ein Zuschauerrekord für Indoor-Eishockeyspiele.
Auf die WM 2012 wurde der Modus der Top-Division (früher A-Gruppe) auf den heutigen Stand angepasst. Neu wird die Vorrunde in zwei Gruppen mit je acht Mannschaften ausgespielt. Die ersten vier qualifizieren sich dabei für die Viertelfinals. Die beiden Gruppenletzten steigen ab.
Die WM 2015 in Tschechien war das bisher bestbesuchte WM-Turnier. Die 56 Partien besuchen 741'700 Zuschauer, was einem Schnitt von 11'589 Zuschauern pro Partie entsprach.
Keine Eishockey WM in der Schweiz
2020 hätte die Eishockey WM erstmals seit 2009 wieder in der Schweiz stattfinden sollen. Aufgrund der weltweiten Coronavirus-Pandemie musste die Heim-WM allerdings abgesagt werden. Eine Verschiebung um ein Jahr war aus organisatorischen Gründen nicht möglich.
Rund um die Eishockey WM 2021 kam es schon im Vorfeld zu Turbulenzen. So entzog der IIHF Weissrussland aufgrund der Machenschaften von Machthaber Alexander Lukaschenko die WM. Nach seinem Besuch bei Lukaschenko nennte der Schweizer René Fasel, IIHF-Präsident, den Entzug zwar «bedauerlich», aber «unvermeidbar».
Am Ende wurde entschieden, dass das Turnier ausschliesslich in der Hauptstadt von Lettland, Riga, durchgeführt wird.